«Chömer hüt id Badi?»
«Chömer hüt id Badi?»
Wann immer ich in diesen Wochen an unserer örtlichen Badi (Schwimmbad) vorbeifahre, erinnere ich mich zurück, an eine Zeit, in der ich bedeutend öfters dort anzutreffen war, als es mir lieb war. Und wenn ich die Mamas oder Papas sehe, die schwerbeladen mit Badetaschen, Schwimmhilfen und Kleinkind auf dem Arm sich in brütender Hitze Richtung Eingang bewegen, dann tun sie mir leid. Mit 3 Kindergarten- und Schulkindern kam auch bei uns damals sehr regelmässig die Frage auf «chömer hüt id Badi?» (Können wir heute ins Schwimmbad gehen?)
Und so sass ich dann da, wobei «sitzen» eher Wunschdenken war. Mit 3 Kids, von denen eines gerne schwimmen üben wollte, das andere kaum vom Sprungturm wegzubringen war und das kleinste eigentlich im Kinderbecken einfach nur spielen wollte, war der Badibesuch in der Regel Stress pur für mich.
Eines schönen Tages, als ich wieder einmal mit Widerwillen die Badesachen einpackte, beschloss ich, dass sich etwas an unserer Situation ändern muss.
Im ersten Schritt entschied ich, zu meinem Empfinden zu stehen: «Für mich ist ein Badibesuch reiner Stress. Andere Dinge mit meinen Kids zu unternehmen machen mir Freude, Badi gehört aber nicht dazu. Und das ist okay so.»
Und dann passierte etwas: In mir entstand die Bereitschaft, mit meinen Kids ab und zu in die Badi zu gehen. Weil ich meine Kids liebe und ihnen diesen Wunsch erfüllen möchte. Einfach nur darum. Es muss mir aber keinen Spass machen, das ist okay.
Vielleicht gehörst du zu den Mamas und Papas, die mit Vorliebe den Sommer quasi in der Badi verbringen. Doch ich bin sicher, auch in deinem Familienalltag gibt es Dinge, die dir nicht liegen und die du einfach machst, «weil das eine gute Mama, ein guter Papa nun einfach mal so macht.»
Vielleicht sind es bei dir Rollenspiele spielen, oder Kochen mit helfenden Kleinkindern?
Für mich war es befreiend, mir selbst einzugestehen, dass es Dinge gibt, die mir keinen Spass machen. Und es fühlte sich so gut an, als ich aufhörte, mich ständig zu genau diesen Dingen zu zwingen, um eine gute Mama zu sein. Stattdessen:
- Entschied ich mich ab und zu dazu, in die Badi zu gehen. Aus freiem Willen heraus und aus Liebe zu meinen Kids.
- Überlegte ich mir, was es denn für Alternativen geben würde, die mir auch Freude machen. In unserem Fall waren das Picknicks am See, als ganze Familie. Und so verbrachten wir manchen Sommerabend am See. Dass mein Mann dann auch dabei sein konnte und ich somit nicht allein die Verantwortung für 3 Kids im Wasser hatte, entlastete mich enorm und ich konnte die Zeit auch wirklich geniessen und mit den Kindern Spass haben.
- Ausserdem hielt ich Ausschau nach Ersatz. So konnte zum Beispiel unser Sohn hin und wieder mit seinem Gotti (Patentante), ebenso eine Wasserratte wie er, in die Badi. Was für ein Segen für mich!
Als Eltern dürfen und sollen wir «ganz Mensch sein» und zu unseren Vorlieben, Grenzen und Abneigungen stehen. Wir wünschen uns ja, dass unsere Kinder genau das dereinst auch können. Wo sollten sie das lernen, wenn nicht von uns?