Erinnerungen - Spielzeugflut

«Alle Jahre wieder… trudeln sie ein, die bunten Spielzeugkataloge…» Sei es in den bunten Katalogen vor Weihnachten oder auch einfach im Spielzeugladen, Ideen, mit was man den eigenen Nachwuchs erfreuen könnte, gibt es zuhauf. Nicht, dass wir als Eltern uns den Kopf darüber zerbrechen müssten, es dauert nicht lange und unsere Kids wissen sehr genau, was sie denn alles noch gerne haben würden. Doch genau das bereitete mir als junge Mutter Kopfzerbrechen: All die Möglichkeiten, all die Wünsche, all die «aber die Lotta hat das auch und es ist so cool!» oder «Wenn ich dieses eine Spielzeug hätte, wäre es mir nie mehr langweilig!»

Ohne viel recherchiert zu haben, war mir damals schon klar, dass weniger oft mehr ist. Ich wünschte mir, dass die Spielsachen der Kinder möglichst vielseitig einsetzbar und auch möglichst lange interessant sind. Ausserdem erschien es mir sinnvoll, die Kinderzimmer so einzurichten, dass da auch noch Platz zum kreativen Spiel bleibt. Auch unser Wohnzimmer sollte nicht zu einem Spielzeug-Lager verkommen, sondern für alle Generationen ein gemütlicher und einigermassen reizarmer Ort bleiben. Die Umsetzung dieser Werte war über die Jahre hinweg oft gefährdet und gelang uns auch nicht zu 100%.

Was mir damals eher intuitiv klar war, weiss ich heute mit Sicherheit: Um ins echte Spiel zu finden brauchen Kinder nicht zwingend Spielzeug!

Echtes Spiel hat immer mit Entdecken und Ausdrücken zu tun. Dafür brauchen die Kinder vor allem Raum und gegebenenfalls Material. Etwas von Innen nach Aussen zu bringen und zu bespielen, gelingt dann, wenn man Dinge um sich hat, die man für das verwenden kann, was man eben gerade braucht. So können einige Kappla- bzw. einfach Parketthölzchen heute einen Bahnhof mit verschiedenen Perrons darstellen und morgen können sie ein Prinzessinnenschloss sein.

Aus diesem Grund mochte ich Lego auch immer besser als Playmobil. Aus Lego kann man alles bauen, wenn man genügend «neutrale» Legosteine hat.

Als ich etwa 8 Jahre alt war, habe ich ein Buch gelesen von einem Mädchen, das im Zirkus aufwuchs. Es lebte mit seinem Papa in einem Zirkuswagen. («Unter dem Schirm») Die Geschichte hat mich so sehr beeindruckt, dass ich mir wünschte, dass mein Bett auch in einem Zirkuswagen stehen würde. Meine kreative Mama baute also mit mir zusammen einen «Zirkuswagen» in meinem Zimmer, in dem sie 4 alte Bettlaken um mein Bett in der Mitte des Zimmers hängte. Neben das Bett stellte ich meinen Kinderkochherd, Tisch und Stuhl. Oh, wie war ich glücklich! Wochenlang spielte ich «Zirkus». Ich brauchte dafür kein teures Spielzeug, 4 Bettlaken reichten aus! Hin und wieder durfte ich, unter Mamas Aufsicht, auf meinem Kinderkochherd im Zirkuswagen Nudelsuppe kochen. Das war natürlich die Krönung des Ganzen!

Natürlich ist mir klar, dass wir Mütter auch anderes zu tun haben als «Zirkuswagen» zu bauen. Aber die Story könnte uns zum Nachdenken anregen. Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, hin und wieder die Spielzeugflut ein wenig einzudämmen, um Platz und Raum für Kreativität und echtes Spiel zu schaffen?

Ausserdem hat eine moderate Spielzeugflut einige Jahre später einen grossen Vorteil: Man muss nicht ganz so viel entsorgen, weitergeben, verkaufen. Denn Kappla, Lego und co. kann man wunderbar für die Grosskinder aufbewahren, verlieren sie doch nie ihre Attraktivität. 😊

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Immer dieser Michel

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