Es schneit!
Eine Auswahl an schönen Winterkinderbüchern
Seit einigen Wochen schon habe ich die Winterbücher bereitgelegt. - Nur um es doch nicht rechtzeitig zum allerersten Schnee, den ich dieses Jahr bei meinen Eltern erlebt habe, geschafft zu haben, darüber zu schreiben. Schnee hat doch alle Jahre wieder eine besondere Faszination. Als Hebamme stelle ich eine gewisse Ähnlichkeit mit Geburten fest – einer der raren Bereiche von Unplanbarkeit in unserer Welt. Das Warten, die Vorfreude, manchmal eine gewisse Sorge und wenn es so weit ist, ist alles anders, entrückt. Es beginnt eine neue Zeit…
Hier möchte ich eine Auswahl an besonderen Kindergeschichten, die im Winter spielen, vorstellen. Für Jahreszeitengeschichte habe ich eine besondere Vorliebe. Den Jahreszeitenlauf intensiver zu erleben und mit Symbolen und Dekoration und Aktionen draußen zu gestalten, war etwas, worauf ich mich am Elternwerden besonders gefreut habe.
Das Geheimnis des ersten Schnees von Carl R. Sams II & Jean Stoick (2007) ist ein Fotobilderbuch, das ein Rehkitz beschreibt, das merkt, wie sich alle im Winterwald bereit machen für den ersten Schnee. Es ist noch etwas verloren und kann mit der Veränderung nicht so viel anfangen, möchte, dass alles bleibt, wie es ist und fühlt sich nicht vorbereitet. Als es so weit ist, wird es von seiner Mutter behutsam geführt – und kann nun selbst fühlen, dass es wunderbar vorbereitet ist.
Um den ersten Schnee und die Vorbereitungen geht es auch in dem Brombeerhag-Band Im Winter (1980) von Jill Barklem. Das Besondere an diesen Geschichten, die es für jede Jahreszeit gibt, finde ich die Darstellung eines Mäusedorfs mit allen Generationen, die eine schöne Feier – und Festkultur haben, die alle zusammenbringt. Auch das gemeinsame Essen und Festschmause gibt es hier immer wieder. In der Wintergeschichte ist es bei der Schneedecke mal wieder Zeit für einen Schneeball im Eiszapfenpalast – das große Fest des Winters.
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Aus dem Sammelband So schön sind die Jahreszeiten von Kazuo Iwamura, mit deutschen Reimen von Rose Pflock stammt die Geschichte Die Schlittenfahrt (1983). Hier geht es immer um die Familie Eichhorn mit drei Kindern, die eine schöne Bindung zu ihren Eltern haben, ihre eigenen Abenteuer erleben, doch liebevoll umsorgt werden. Bei der Schlittenfahrt zeigt sich, wie der anfangs etwas kältemufflige Vater in ihr Spiel einsteigt und dadurch selbst jung wird – und die Mama dann doch aus der Arbeit holt und mitnimmt.
Eine weitere Geschichte von Kazuo Iwamura, mit deutschen Reimen von Rose Pflock ist Familie Maus im Schnee (1985). Hier gibt es auch wieder mehrere Bände und es geht um eine Mausegroßfamilie mit zehn Kindern, Eltern und Großeltern (insgesamt 14), die alle zusammenwohnen. Das schöne an diesen Geschichten ist für mich wiederum die Einbettung in die Großfamilie und das Zeigen eines vergnüglichen Familienlebens. In dieser Geschichte erleben wir einen Tag mit, an dem gebastelt, gewerkelt und gespielt wird und natürlich gerodelt bis in die Nacht. Kazuo Iwamura ist ein sehr erfolgreicher japanischer Illustrator, der mit seinen Büchern schon seit ca. 30 Jahren Eltern und Kinder anspricht. In der Beschreibung zu ihm im Buch steht, dass die „Mäuse und Eichhörnchen Abenteuer [erleben], aber immer in der Reichweite der Eltern. Das ermutigt die Kinder, die Welt zu entdecken, während sie sich gleichzeitig beschützt fühlen.“ Genau solche Art von Büchern ist es ja, die mir am Herzen liegt und die ich hier nach und nach vorstelle.
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Das Buch Gehen wir heim, kleiner Bär von Martin Waddell und Barbara Firth (1991) hat Angela ja schon letztes Jahr vorgestellt. Hier geht es um Alarm und wie der große Bär dem kleinen Bären hilft, damit umzugehen – und wie Spiel ihnen hilft, alles zu verarbeiten. Zu schöner Winterwaldkulisse.
Etwas tiefer verschneit geht es bei dem Klassiker von Elsa Beskow Olles Reise zu König Winter (1907) zu. Der 6-Jährige Olle bekommt zum Geburtstag Skier und wartet nun sehnsüchtig auf den ersten Schnee. Als dieser fällt, geht er, gut versorgt von der Mutter, los in den Winterwald. Er dankt von Herzen König Winter für den Schnee – und prompt steht Väterchen Raureif vor ihm und führt ihn in das Schloss. Er geht also hinaus, erlebt ein Abenteuer mit fremden Wesen – doch das ganz Besondere hierbei ist, dass er nach Hause kommt und seiner Mutter davon erzählt. Es entsteht also kein trennendes Geheimnis und alles findet innerhalb der Bindung statt. Von der Mutter zu Mutter Natur und zurück.
Wenn wir schon in Skandinavien sind, wird es nun auch weihnachtlicher. In den beiden Bilderbüchern Tomte Tummetott und Tomte und der Fuchs (1965) von Astrid Lindgren, mit Zeichnungen von Harald Wiberg geht es um den Hauswichtel Tomte, der, ungesehen von den Menschen, auf den Hof aufpasst. Alle wissen, dass es ihn gibt, doch niemand hat ihn je gesehen. Er sorgt für alle, auch für den hungrigen Fuchs in der Winternacht, auf dass er kein Huhn stehlen muss. Hier wird für mich ein sehr schönes Bild von einem liebevollen Alpha im Hintergrund gezeichnet, das einen entspannen lässt. Eine Zeitlang wurde bei uns für Tomte auch immer ein Tellerchen mit Essen zur Seite gestellt…
Hier darf natürlich auch nicht fehlen, wie die Kinder aus Bullerbü (ab 1947)von Astrid Lindgren den Winter erleben. In den Geschichten Der große Schneesturm - Bald ist Weihnachten - Wie wir in Bullerbü Weihnachten feiern - Festessen bei Tante Jenny - Wir fahren Schlitten - Wir feiern Silvester geht es um Spiel, Feste, Rituale und Bräuche und wie alles wunderbar eingebettet in die Familienkultur ist. Mehr dazu habe ich auch im letzten Blogartikel zum Thema Spiel im Kinderbuch geschrieben.
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Zum Abschluss bleiben wir noch etwas in Skandinavien und schauen ins Petterson kriegt Weihnachtsbesuch (1989) von Sven Nordquist rein. Mit meinen jüngeren Geschwistern habe ich damals die Freude an diesen Zeichnungen entdeckt. Während ich als Erwachsene die Geschichten teilweise nicht mehr so gut finde, sticht dieses für mich hervor. Hier erlebt der griesgrämige, eher ausgeschlossene Petterson, dass sein Beinbruchs kurz vor Heiligabend keine Katastrophe ist, sondern im Gegenteil viel Fürsorge und ein spontanes, besonderes Festessen mit allen Nachbarn zur Folge hat.
Wie dir vielleicht auch aufgefallen ist, musste ich feststellen, dass die meisten der Bücher heute um einiges älter sind als die sonstigen. Es freut mich, hier einige Klassiker vorzustellen und den Blick auf die Besonderheit aus der bindungsbasierten Brille zu werfen.
Ich freue mich auf die Fortsetzung dieses Artikels und wünsche viel Spaß im Schnee und eine schöne Adventszeit!
Titelbild von Chandler Cruttenden (Unsplash)