“Ich bin ich! - Wer bin ich eigentlich?”
“Teenager verstehen” Blogreihe Teil 7
Mein erster Beruf (Pharma-Assistentin) war ein Traumberuf für mich. Ich habe das Beraten und Verkaufen aber auch die Arbeit im Labor geliebt und auch die ganzen Themen rund um Gesundheit, Krankheit und Heilmittel faszinieren mich bis heute. Als unsere Mädchen in der Berufswahlphase steckten, habe ich ihnen von der Arbeit in der Apotheke vorgeschwärmt und beide haben auch eine Schnupperlehre absolviert. Und beide haben sich für einen anderen Beruf entschieden und das ist auch total gut so.
Die Wahl der Ausbildung oder des Berufes fällt ja mitten in die Adoleszenz unserer Kinder und hat dementsprechend auch viel mit der Entwicklung der Persönlichkeit zu tun. Natürlich gibt es noch viele andere Lebensbereiche anhand derer wir Stück für Stück das Profil der Persönlichkeit unserer Heranwachsender entdecken können. Um sich entfalten zu können braucht es in erster Linie Raum. Da stellt sich die Frage, aus was dieser Raum besteht oder auch, was diesen Raum eingrenzen könnte. Neben kulturellen, gesellschaftlichen und anderen Grenzen ist wohl eine der tiefgreifendsten Grenzen jene, die mit unserem stärksten und tiefsten Bedürfnis zu tun hat: die Bindung.
Bindung entwickelt sich in den ersten Lebensjahren oder auch darüber hinaus in 6 Stufen.
Mehr dazu in diesem Blogbeitrag von Simona Zäh:
Oberflächliche Bindung ist geprägt durch körperliche Nähe, Gleichheit und Zugehörigkeit. Hier bleibt naturgemäss nicht viel Raum für Individualität. Für gewisse Lebensphasen oder auch in gewissen oberflächlichen Beziehungen ist das völlig in Ordnung. Doch wenn unsere Teenies ihre individuelle Persönlichkeit entwickeln und ihr ganzes Potential entfalten sollen brauchen sie die Gewissheit, dass sie verbunden bleiben können, auch wenn sie nicht gleich sind wie wir und sich nicht den gleichen Gruppen, Berufen, etc. zugehörig fühlen, wie wir Eltern es tun.
Mein Vater ist (leider) Fan des schwarz-gelben Vereins in der deutschen Fussball-Bundesliga. Ich entschied mich für den grössten Konkurrenten und bin, seit ich 14 Jahre alt bin, Bayern-Fan. Dass ich dies (mitten in der Pubertät!) meinem Vater antun konnte, zeigt mir heute: Ich wusste, dass ich wertgeschätzt und geliebt bin, auch wenn ich mich für die Bayern entscheide! 😉
Was beim Thema Fussball eher spielerisch geschieht, kann in anderen Lebensbereichen sehr ernst sein und grosse Folgen nach sich ziehen. Immer wieder hört man zum Beispiel Geschichten von Menschen, die ein halbes Leben lang im «falschen Beruf» unglücklich waren.
So gesehen ist eine tiefe und sichere Bindung das Beste, was unseren Teenagern in Bezug auf die Entfaltung der Persönlichkeit passieren kann. Diese Bindung schafft den Raum für Individualität, hier können Stärken, Begabungen und Eigenschaften zum Glänzen kommen.
Dies ist auch der Grund, warum ich es absolut gut finde, dass meine Mädchen heute keine Pharma-Assistentinnen sind. Beide haben sich für einen Weg entschieden, der ihren Begabungen, Stärken und Vorlieben entspricht. Und das ist es, was zählt!
Und ich bin überzeugt:
Eine tiefe und sichere Bindung ist das Fundament, auf dem die Entwicklung zu einer individuellen, reifen Persönlichkeit, also Adoleszenz, optimal geschehen kann.
Bindung? – Just do it!