Nick, der kleine Igel
In meinen Kursen habe ich schon oft von ihm erzählt und heute möchte ich ihn auch hier vorstellen: Nick, der kleine Igel
Nick trat in unser Leben, als eines unserer Kinder sich in den Skiferien das Knie verletzte und für den Rest der Woche nicht mehr auf die Piste konnte. Dafür durfte es mit den Grosseltern etwas unternehmen und sich unterwegs in einem Spielzeugladen als «Trösterli» etwas aussuchen. Die Wahl fiel auf Nick.
Das besondere an Nick: sobald er in meiner Nähe war (oder ich in seiner 😉) konnte er sprechen und so entwickelte er im Laufe der Tage und Wochen sowas wie eine eigene Persönlichkeit. Er hatte einen leichten Sprachfehler: die Tomate wurde so zur Motemate, der Orangensaft zum Ansenbaft und der Geburtstag zum Bibeburtstag. Geburtstage hatten es dem kleinen Kerl angetan, er wollte vor allem seinen Geburtstag jeden Tag feiern und dabei «Häppihäppi» (Geschenke) auspacken. Immer wieder musste unser Kind ihm erklären, dass man nur einmal im Jahr Geburtstag hat und dass es wirklich traurig ist, dass das immer sooo lange geht, bis es wieder so weit ist. Vor kurzem hatte ich das noch dem Kind erklärt…
Trotzdem wurde Nicks Geburtstag so alle paar Wochen zelebriert, mit der Begründung, «das Jahr wäre jetzt einfach schon um». Dann wurden die Geschwister eingeladen, es gab Ansebaft und natürlich auch Häppihäppis für Nick.
Nick hatte aber auch noch andere Fähigkeiten: er schaffte es immer wieder, mit dem Kind über verletzliche Dinge zu sprechen, er konnte wunderbar trösten oder spannungsgeladene Situationen entschärfen und das Beste: er hatte auf seine tolpatschige und kindliche Art und Weise meistens die gleichen Themen oder «Probleme» wie das Kind auch. So war Nick zum Beispiel plötzlich sehr zickig und launisch und der Umgang mit ihm war gar nicht mehr so einfach. Seine Wechsel von «himmelhochjauchzend» zu «zutodebetrübt» und zurück brachten uns mehr als einmal zum Lachen. Tja, auch kleine Plüschigel kommen irgendwann in die Pubertät…
Auf jeden Fall sollte es so einen kleinen Nick auf die eine oder andere Art und Weise in jeder Familie geben.
Viele Themen lassen sich von so einem Tierchen leichter ansprechen und Sorgen kann man ihm auch wunderbar anvertrauen. Natürlich geht es dabei nicht so sehr um den Igel an sich, sondern er steht stellvertretend für den Spielmodus. Manche Themen sind einfach zu schwer, um einfach so darüber zu sprechen, im Spielmodus aber ist es viel leichter, denn es ist ja «nur Spiel».
Nie vergessen werde ich diese Situation: Wegen einer Krise in einer befreundeten Familie übernachtete ein Kind aus dieser Familie spontan bei uns. Die Situation war ungewohnt und angespannt, niemand wusste so recht wie damit umgehen und was man sagen sollte und was nicht… Beim Zubettgehen spitzte sich das zu. Wie gut war es da, dass Nick mit einem drolligen Versprecher alle zum Lachen brachte. Die Situation entspannte sich, Frieden machte sich breit und weil Nick plötzlich sehr müde wurde, spürten auch die Kinder ihre Müdigkeit und es kehrte Ruhe ein im Haus.
Deshalb meine Empfehlung: Handpuppen oder einfach sprechende Kuscheltiere tun jeder Familie gut. Wenn sie schon früh und «einfach zum Spass» eingeführt werden, können sie später so manche Krise entschärfen und im besten Fall sogar bis in die Pubertät hinein für Spiel in der Familie sorgen.
Vielleicht wäre mehr Spiel, mit oder ohne kleine Nicks, sowieso ein guter Vorsatz für das neue Jahr?
Ich wünsche auf jeden Fall ein verspieltes 2023!