Achterbahnen der Gefühle

«Teenager verstehen» Blogreihe Teil 3

In der einen Woche noch mit Pferdepulli unterwegs, sollte es gefühlt wenige Tage später ein bauchfreies Tanktop sein. Von den rosa lackierten Nägeln zum Make-up und vom draussen «tschutte» zu zusammen abhängen innert wenigen Tagen… so fühlt sich der Anfang der Adoleszenz für viele Eltern an. Das Kind, das eben erst noch wirklich ein Kind war, wird in rasender Geschwindigkeit zum Teenager. Diese Entwicklung geht nicht nur für uns Eltern (manchmal zu) rasant, sondern sehr oft auch für den Teenager selbst. Was hier abgeht ist verwirrend und oft genug auch beängstigend und doch gehört es zur Phase der Adoleszenz, also der Brückenüberquerung, dazu. Viele Eltern stellen in dieser Zeit auch fest, dass die Entwicklung nicht einfach linear vonstattengeht, sondern dass es viel mehr ein «vor und zurück» ist.

Am Nachmittag war meine Tochter als Babysitter unterwegs und hat viel Verantwortung übernommen. Windeln gewechselt, Babybrei aufgewischt und Streit geschlichtet. «Sie ist schon so vernünftig», sagte die Mutter jener Kinder zu mir. Am Abend verzweifelte die gleiche Tochter an den Hausaufgaben und von der Vernunft war nicht mehr viel zu spüren. Mal vernünftig und fast erwachsen, mal kindlich bedürftig und retour, so fühlte sich das für mich damals an.

Und als ob das nicht genug der Herausforderungen wären, so spürt der Teenager in dieser Zeit auch, dass sich die Beziehungen verändern. «Kind sein» fühlt sich nicht mehr ganz richtig an. Man passt ja auch nicht mehr wirklich auf Papas oder Mamas Knie. Doch Erwachsen ist man auch noch lange nicht...

Diese Veränderungen können ganz schön verwirren und verunsichern, Teenager wie auch Eltern! Konflikte können zunehmen, Eltern verstehen ihr Kind nicht mehr, der Teenie fühlt sich unverstanden und oftmals auch einsam…

Viele Eltern ziehen sich genau in diesem Moment zurück, weil sie denken, ihr Kind sei ja nun schon gross und sie würden nicht mehr so gebraucht, oder, schlimmer noch, sie fühlen sich abgelehnt vom eigenen Kind. Dazu kommt die weit verbreitete Meinung, für Teenager seien die Gleichaltrigen (Peers, Kumpels, …) wichtiger als die Eltern.

Doch das ist ein grosser Trugschluss! Denn gerade durch diese stürmischen und verwirrenden Zeiten auf der Brücke der Adoleszenz brauchen unsere Teenies nichts dringender als Eltern, die am Bindungsseil festhalten und der Fels in der Brandung sind!

 
 

Ja, es ist anstrengend, wenn man in einem Moment einen Teenie vor sich hat und im nächsten ein (Klein)Kind und das hin und zurück. Und ja, es ist nicht immer einfach, die Gefühlsachterbahnen von Teenies auszuhalten und auch den einen oder anderen Ausbruch abzubekommen. Aber für unsere Teenager ist es noch viel weniger einfach und bis sie die Brücke erfolgreich überquert haben, brauchen sie uns noch! Sie brauchen einen sicheren Hafen, einen Ort, wo sie mit all ihren Gefühlen und Emotionen bedingungslos angenommen und geliebt sind.

Die Frage ist, finden wir als Eltern ein JA zu dieser Zeit? Sind wir bereit, am Bindungsseil festzuhalten, auch wenn es mal stürmisch zu und her geht?

Mir hat in dieser Zeit das Bild von der Raupe und dem Schmetterling geholfen. Das Vertrauen darauf, dass sie sich entfalten werden und dass aus den Teenies junge, erwachsene Persönlichkeiten werden, hat mir Kraft gegeben für diese Zeit!

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“Ich will selber!” - Sind wir wieder in der Trotzphase?

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Warum meine Kinder oft «uh mega gfruschted» sind