Und wenn es sich nicht ändern lässt...

Wir sassen als Familie gemütlich im Ferienhäuschen in Holland, wo wir unsere beiden grossen Kinder, die dort eine Schule besuchten, für ein verlängertes Wochenende besuchten. Mitten in die fröhliche Stimmung «platzte» eine SMS von einem Freund, der uns auf die neueste Meldung aus Bundesbern hinwies: Aufgrund der neu auftretenden Omikron-Variante, müssen ab SOFORT ALLE Personen, die aus Holland in die Schweiz einreisen 10 Tage in Quarantäne.

Mein Mann und ich sahen viele Termine der nächsten 1.5 Wochen den Bach hinunter schwimmen… Trotzdem versuchten wir alles, um dem zu entgehen, nahmen Kontakt mit dem BAG und Contact Tracing auf. Doch es war vergeblich, die Regelung galt für alle, auch für uns, die wir ausser mit unseren Kindern kaum mit Personen in Kontakt waren. Wir spürten deutlich, dass da nichts zu machen ist, eine Wand, durch die man nicht mit dem Kopf kann.

Dieses Gefühl von Vergeblichkeit erleben wir Menschen immer dann, wenn wir versuchen eine frustrierende Situation zu verändern und feststellen müssen, dass es nicht geht. Nichts zu machen, «es führt kein Weg daran vorbei» oder «da müssen wir jetzt durch» sagen wir dann.

Vergeblichkeiten können klein und alltäglich sein oder auch so riesig, dass man denkt, niemals damit fertig zu werden (zum Beispiel beim Tod eines geliebten Menschen) und alles dazwischen.

Wenn die Vergeblichkeit gefühlt, einsinkt und in Trauer umgewandelt wird, haben wir schon fast gewonnen. Dieser Prozess nennt sich Adaption.  Manchmal ist dieses Trauern und zu den Tränen finden ein langer und mitunter auch schwerer Prozess, manchmal eine Sache von wenigen Minuten. Je nach grösse der Vergeblichkeit halt. Aber in jedem Fall ist die Adaption ist die Grundlage um danach mit neuem Mut «aufzustehen» und einen Weg zu finden, mit dem was sich nicht verändern lässt zu leben. Diese Fähigkeit, nach etwas Schwerem wieder “zurückfedern” zu können nennen wir heute auch gerne RESILIENZ. Es geht also nicht darum, “ein harter Kerl” zu sein, dem nichts etwas anhaben kann, sondern vielmehr darum, adaptiv zu sein und neue Wege zu finden um das Leben meistern zu können.

Leider passiert es aber sehr oft, dass unsere Kinder (oder auch wir selbst) sich verhärten, und sich somit gar nicht auf die Vergeblichkeit einlassen. Die Vergeblichkeit wird ausgeblendet, es wird weiterhin versucht, die Situation zu verändern. Oder aber die Frustration schwappt über in Aggression. Die Frustration wird faulig, sagt Gordon Neufeld, uns sucht sich einen Ausgang mit Power. Diese Power äussert sich dann in Wutanfällen, Geschrei, schlagen, brüllen, sich auf den Boden schmeissen, etc. oder auch in Sarkasmus und Ironie, bis hin zur Bösartigkeit.

Und zugegeben, auf jener Heimreise aus Holland gab es diese Momente auch, wo wir echt sauer waren auf den Bundesrat, der «einfach so» so eine Entscheidung trifft und uns damit in einen Orkan der herumfliegenden Termine schickt. Das ist auch okay, manchmal müssen wir alle etwas Dampf ablassen. Und doch wäre die Adaption der Königsweg. Wie wir unsere Kinder dahin, also «von sauer zu trauer» begleiten können, darum geht es beim nächsten Mal.

 Wir spürten damals ziemlich schnell die Trauer über das, was sich nicht verändern liess und darüber, dass wir nun unseren Besuch bei den Kindern so teuer bezahlen müssen.

Und so stellen wir uns dem Unvermeidlichen und machten das Beste aus 10 Tagen unfreiwilligen Ferien. Am Freitagabend allerdings kam völlig unverhofft die Nachricht, dass wir die Quarantäne beenden können, weil er Bundesrat entschieden habe, diese Massnahme sei doch nicht nötig. Ende gut, alles gut… 😉

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Eingeladen – und zwar so richtig (doppelt)