Aller (Schul-)Anfang ist…?

Beim Stichwort «Schulanfang» denken wir meist an kleine Kinder mit grosser Zahnlücke und noch grösserem Schulrucksack. Doch der Monat August steht nicht nur für die 6-jährigen im Zeichen des Neuanfangs, sondern auch für ganz viele Teenager und Jugendliche.

Ob Gymnasium, Lehre, Berufsmittelschule oder ganz einfach der Start ins Arbeitsleben nach der Ausbildung, auch viele unserer grossen Kinder haben in diesem Sommer einen Übergang zu meistern, und zwar ganz ohne Schultüte oder «Kindergarten-Streifen».  Nervosität, «Lampenfieber» und manchmal gar etwas Angst ob all dem Neuen kennen die Grossen genauso wie die Kleinen und so könnten wir uns ja auch überlegen, was sie denn eigentlich brauchen, um diese Übergänge gut zu meistern?

Bei uns zuhause stehen in diesem Sommer die Übergänge Nummer 8 bis 10 an. Ich konnte also schon ein bisschen Erfahrung sammeln und habe hier eine 10-Punkte-Liste erstellt, natürlich ganz ohne Anspruch auf Vollständigkeit 😉:

1.       Essen

Neuanfänge machen Hunger, insbesondere bei körperlicher Arbeit. Oft müssen sich unsere Jugendlichen nun mittags im Betrieb oder in der Schule verpflegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein vorbereites Mittagessen für die Mikrowelle oder ein liebevoll zubereitetes Sandwich nicht nur den Hunger stillt, sondern auch ein Liebesbeweis der besonderen Art ist. Liebe geht halt einfach (auch) durch den Magen!

2.       Schulmaterial

«Mama, ich brauch noch einen Leimstift für morgen!» Schulhefte, Schreiber und Co. brauchen auch die grossen Kinder noch, und zwar meistens notfallmässig. Wer ein kleines Lager zuhause hat, kann sich zum Helden machen und sich und den Jugendlichen eine Menge «Beschaffungsstress» ersparen.

3.       Kleiderauswahl

Die Kleiderwahl am ersten Schul- oder Arbeitstag ist meist ein grosses Thema. Ist das priorisierte Shirt genau jetzt in der Wäsche, kann dies einem Weltuntergang gleichen. «Luxusproblem» könnte man sagen. Doch wenn man sich bewusst ist, was es für Jugendliche bedeutet sich «ganz allein» einer ganzen Klasse «fremder Leute» zu stellen, entwickelt man vielleicht eher Verständnis dafür, dass der Kleiderschrank vor Schulbeginn möglichst vollständig sein sollte.

4.       Ein offenes Ohr

Jugendliche, die eine Lehre beginnen, machen damit auch einen grossen Schritt in die Erwachsenenwelt. In den ersten Wochen ist alles neu und ungewohnt. Da kann es hilfreich und sehr verbindend sein, wenn die Mama oder der Papa Interesse zeigen und sich Zeit nehmen, um sich all die Erlebnisse erzählen zu lassen.

5.       Zeit

Fahrdienste, Besorgungen oder einfach hier und dort eine kleine Hilfeleistung. Unsere Jugendlichen, die neu starten, brauchen Zeit, um sich zurecht zu finden. Wenn wir als Eltern sie darin (ganz praktisch) unterstützen, stärkt dies die Beziehung und macht den Jugendlichen Mut, die neue Welt, die sich da öffnet, zu entdecken.

6.       Lieblingssnacks

Wer nach einem langen Tag nach hause kommt, hat Hunger. Auch wenn es «gleich» Abendessen gibt, es braucht JETZT was zwischen die Zähne. Bei uns war das meist Schokolade oder Chips…

7.       Schlaf

Viele Jugendlichen kämpfen erst mal mit Schlafmangel. Plötzlich muss man viel früher raus morgens, oder braucht so viel Energie für den Arbeitsalltag, dass man mit sechs Stunden Schlaf nicht mehr auskommt, usw. - Ich bin meiner Mama heute noch dankbar, dass sie, wenn ich donnerstags frei hatte, ihren Putztag auf Freitag verschoben hat, damit ich mein Schlafmanko ordentlich ausschlafen konnte…

8.       Überblick / Organisation

So viele Anforderungen, Termine, Plattformen, Schulmaterial, etc. Hier den Überblick zu behalten ist nicht einfach und braucht etwas Übung. Wie gut, wenn man Mama oder Papa fragen kann und sie (gefühlt) alles wissen oder mindestens überall eine Lösung bereit haben.

9.       Je nach Beruf: Verbandskasten oder Kaffee oder Traubenzucker…

Wer einen angehenden Koch im Haus hat sollte in den Sommerferien unbedingt den Verbandskasten aufstocken. Man wird ihn so jeden 2. Abend brauchen… 😉 Ausserdem stieg der Kaffeekonsum bei jedem Kind, das aus der Schule kam, enorm, man wappne sich!

10.   EINEN SICHEREN HAFEN

Pflaster, Kaffee und Schulhefte, alles gut und schön. Aber was unsere Jugendlichen am allermeisten brauchen ist ein sicherer Hafen! Sie fahren hinaus auf die grosse und ungewisse See und das machen sie viel ruhiger und leichter, wenn sie wissen, da ist ein Ort, wo sie jederzeit zurückkommen können, wo sie umsorgt werden, wo sie sich selbst sein dürfen und Schwäche zeigen dürfen. So ein sicherer Hafen dürfen wir für unsere Jugendlichen sein! Eine wundervolle Aufgabe, finde ich!

Sobald unsere Kinder und Teenager in ihren Alltag gestartet sind, startet auch der “Teenager verstehen” Kurs! Bist du dabei?

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