“Alter, was ist denn das für ein Saftladen!?”

Mama und Sohn sind zusammen am Kochen: Mama: «Hast du mir noch die Sahne? Danke. Übrigens, gell dir ist schon klar, dass deine Aussagen von heute Morgen alles andere als in Ordnung waren? Hast du schon die Rahmsauce abgeschmeckt? Wie findest du sie?»

«Heute Morgen», das war wieder mal eine Szene wie aus dem Bilderbuch. Mama hat die Znünibrötchen gemacht und sie mit Käse gefüllt, weil kein Aufschnitt mehr da war. Der Teenager, verschlafen und schlecht gelaunt, bemerkte das und flippte voll aus. «Mann ey, nicht mal Fleisch drin! Alter was ist denn das für ein Saftladen!?» Usw.

Die Mama schaffte es ruhig zu bleiben und die Belehrungen auf später zu verschieben. Denn sie kannte die goldene Regel:

«Belehre oder korrigiere niemals einen Teenager (und auch keine Kinder / Erwachsene) mitten in einem Konflikt drin. Warte besser, bis die hochkochenden Emotionen wieder abgekühlt sind und der Teenager wieder über seinen Verstand verfügen kann.»

Tatsächlich verfügen Kinder und auch Teenager über ein Gedächtnis und können sich durchaus noch Stunden oder sogar Tage später an einen Vorfall erinnern. 😉Meist ist die Sache im «abgekühlten Zustand» mit wenigen Sätzen erledigt. Im Moment, wo die Emotionen hochkochen ist keine Sachlichkeit und damit auch kaum Einsicht oder Kooperation möglich. Der Verstand ist für den Moment wie ausgeschaltet. Sind die Emotionen wieder etwas abgekühlt, meldet sich auch der Verstand zurück. Was vorher absolut aufwühlend und ein Katastrophe war, kann nun mit etwas Abstand schon wieder ganz anders aussehen.

Und offenbar kannte obige Mutter noch eine weitere hilfreiche Regel:

«Sprich verletzliche Themen bei Teenagern oder sensiblen Kindern immer nur ganz kurz an. Lenke die Aufmerksamkeit wieder auf ein anderes Thema, bevor die Panzerung beim Kind / Teenager hochgeht.»

Hier geht es darum, dass viele Kinder und die meisten Teenager Gespräche über Fehlverhalten, Verletzungen, etc. als verletzlich empfinden und ihr Herz dementsprechend schnell schützen, wir sprechen dann von Panzerung. Also einem Panzer, der das Herz umschliesst und es vor zur viel Verletzlichkeit schützt.

Haben unsere Kinder / Teenager sich erstmal gepanzert kommt unsere Botschaft im besten Fall noch im Kopf, sicher aber nicht mehr im Herzen an. Sollte unser Kind oder Teenager aber etwas lernen oder sollte Veränderung geschehen, brauchen wir weiche Herzen. Herzen die fühlen und nicht verhärtet sind.

Für mich als Mama waren diese beiden Punkte eine grosse Herausforderung, denn ich bin eher der Typ «das wird jetzt auf der Stelle ausdiskutiert, bis wir eine Lösung haben.» Als ich aber ein paarmal die Erfahrung machen durfte, dass es viel besser kommt, und auf beiden Seiten viel weniger Verletzungen passieren, wenn wir etwas später, im abgekühlten Zustand und es im besten Fall «by the way» besprechen, war ich überzeugt. 😊 Selbstverständlich gelang mir das nicht immer, aber immer öfter…

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Fühlen statt Füllen

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Wie Frau B. so böse wurde