Buchtipp: Der kleine Flohling

Die drei «Flohling-Bände» von Sandra Grimm aus dem Oetinger-Verlag

Flohling, ein kleiner Waldwichtel des Littel-Volkes, gehört mitsamt seiner Familie und seinen Freunden zu meinen allerliebsten Kinderbuch-Figuren – und das hat verschiedene Gründe:

Mit Flohling hat ein Junge die Hauptrolle inne, der unglaublich mutig und willensstark und gleichzeitig auch hilfsbereit, sanft und verletzlich ist. Er folgt dem Ruf seines Herzens, stellt sich tapfer grossen inneren und äusseren Herausforderungen und findet dabei jederzeit einen sicheren Hafen bei seien fürsorglichen Eltern Sara und Arve. Eine rundum liebenswerte Figur also, die hoffentlich so manches Kind und so manchen Jungen inspiriert!

Und dann sind da natürlich all die anderen mit viel Liebe erschaffen - und auch mit viel Hingabe gezeichneten! - Bewohner des Littelwaldes, allen voran der der amüsante Muki Muski, dessen spezielle Sprache («Bissu wütend?», «Dampfsu?» oder «Mussu aufstehen!») Eingang in unsere Familiensprache gefunden und schon manche Situation spielerisch entschärft hat.

 

Das Fantasietier Muski mit Name «Muki«», dessen Sprache in unserer Familie Einzug gehalten hat.

 

Ja, und last but not least begeistern mich natürlich die Geschichten der drei Flohlingbände, die einjede eine ganz wunderbare Message transportiert:


Abenteuer im Littelwald (Band 1): Auf der Suche nach dem eigenen Talent

Bei den Litteln hat jeder sein ganz individuelles Talent: Es gibt Waschlittel und Backlittel, Geschichtenerzähler und Schmiede, Talente um Kräuter zu erkennen oder das Wetter vorherzusagen. Bei den meisten Litteln zeigt sich das Talent früh und spätestens zum Ende der Grundschule erhält jedes Littelkind eine Art Zeugnis, auf dem sein Talent notiert ist – nur Flohling nicht. Dabei hat er schon alle möglichen Berufe und Berufungen ausprobiert, doch was er auch anpackt: Es läuft schief. Er flutet die Waschküche und stellt die Backstube auf den Kopf, doch Flohling lässt sich von all den Rückschlägen nicht unterkriegen. Und so macht er sich, begleitet von seiner Freundin Lisbet, dem Hausspatz Pilfink und der Kröte Krote, auf den Weg zur geheimnisvollen weisen Frau Lilvis, die in den Silbernen Bergen wohnt - in der Hoffnung, dass sie ihm sein Talent zeigen kann. Unterwegs gilt es so manche Herausforderung zu meistern und natürlich kann ihm auch die weise Lilvis, soviel sei verraten, sein Talent nicht nennen… so dass es zum Schluss Flohling selbst ist, der sein eigenes und sehr seltenes Talent erkennt.

Ein «Muss», finde ich - nicht nur für Eltern, die ihre Kinder auf alternativen Lernwegen begleiten!

 

Weihnachten im Littelwald (Band 2): Eine Empfehlung für die Adventszeit

Im Littelwald sind die Winter schneereich und da Flohling ein Herz für Tiere hat, möchte er die Waldtiere in der eisigen Kälte unterstützen mit Futter und Unterschlupf. Doch da der Rest des Litteldorfes völlig mit den Vorbereitungen für das grösste Weihnachtsfests seit Littelgedenken absorbiert ist, hilft ihm nicht nur niemand: Der miesepetrige und stets schlecht gelaunte Littel Grantel (ein weiteres Wort, das Einzug in unseren Familienwortschatz gefunden hat!) stellt sich sogar offen gegen Flohling.

 

Als wegen eines Missgeschicks die Vorräte tatsächlich knapp werden und die Durchführung des Festes auf der Kippe steht, geht die Weihnachtsstimmung unter den Littel vollends verloren. (Wer versucht in der hektischen Adventszeit nicht genau diesen Tendenzen Gegensteuer zu geben?) - Wie Flohling es schafft, den Weihnachtszauber doch noch ins Litteldorf zurück zu holen? Das lässt sich wunderbar an Adventsabenden vorlesen…

… und mit seinen 27 Kapiteln eignet sich das Buch auch prima als Adventskalender ;o)

 

Bei seinem Opo Onno findet Flohling immer wieder Unterstützung und kann zur Ruhe kommen.

 

Wunder im Littelwald (Band 3): Die Liebe zur Natur - Oder: Wie Schule auch sein könnte

Auf dem Einband von «Wunder im Littelwald» steht, dass sich das Buch um Flohlings grosses Herz für die Natur dreht… und das tut es natürlich, nur umfasst es aus meiner Sicht noch viel mehr…

Da Flohling und seine Freundin Lisbeth erkennen, dass die kleinen Littelkinder zu wenig über den Wald, die Tiere und überhaupt über die Natur wissen und deshalb immer wieder «Guguus» (Unsinn) machen und gar Tiere in Gefahr bringen, beschliessen sie, während dem Sommer eine Waldschule für die Kinder zu eröffnen. Sie nehmen die Schule aus dem Klassenzimmer und raus in den Wald und erleben sie dabei ganz viel Spiel und zahlreiche kleine Abenteuer, bis sie zum Schluss gar ein wundersames, riesiges Ei entdecken und ein richtig grosses Abenteuer beginnt.

Was mit vor allem gefällt: Dass Flohling & Lisbeth ganz intuitiv die Reifwerdung der Kinder fördern – also das, was die Kinder jenseits von all dem Natur-Fachwissen lernen: Denn Sinn von Arbeit verstehen oder die kleinen (wenn die Schmetterling ausbüxen) und grossen Vergeblichkeiten (wenn der liebgewonnenen Eichhörnchen-Greis stirbt) des Lebens fühlen und daran wachsen.

Flohling pflegt den Eichhörnchen-Greis Igor und richtet ihm einen geschützen Platz zum Sterben ein…

 

… und ermöglicht seinen «Schüler:innen» somit einen natürlichen Umgang mit Tod und Sterben.

 

Spannend dabei ist die Reaktion der Eltern, die sich vehement gegen Flohling stellen und erst ganz zum Schluss erkennen, welchen Entwicklungssprung ihre kleinen Kinder während dem Sommer gemacht haben.

Anknüpfungspunkte für Diskussionen darüber, worauf es beim Lernen und in der Schule wirklich ankommt, gibt es in diesem Buch also genügend!

Viel Spass beim Vorlesen,

 

PS. Kennst du schon unsere Serie «Kinderbücher durch die bindungsbasierte Brille» mitsamt unserem Plädoyer für Vorlesekulturen?

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Wie spreche ich mit meinen Kindern... über Sterben und Tod: Kinderbücher

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