Erinnerungen - "Ach diese Schule!"

«Stell dir vor du könntest die Uhr zurückdrehen und 1 Sache als Mama anders machen. Was würdest du wählen?» Als mir diese Frage kürzlich gestellt wurde, musste ich nicht lange überlegen. «Ich würde meine Kinder homeschoolen!» war meine Antwort.

Nach 9 Jahren im öffentlichen Schulsystem begann uns das Konstrukt «öffentliche Schule» immer mehr zu erdrücken. Als Familie fühlten wir uns zunehmend fremdbestimmt und eingeschränkt durch die starren Regeln der Schule. Weiter stellten wir fest, wie bei zwei von unseren Kindern immer mehr die Freude am Lernen verloren ging und dies, obwohl sie durchaus wissbegierige und interessierte Kinder waren. Der Leistungsdruck, das Damoklesschwert «schaffe ich es in die Sek?» und die üblichen Konflikte auf Pausenplatz und Schulweg trugen das Ihrige dazu bei.

Und so entschieden wir uns für einen Richtungswechsel und schickten unsere 3 Kinder ab der 7. / 6. Und 3. Klasse in eine (christliche) Privatschule. Dies war auf jeden Fall eine gute Entscheidung, denn die Freude am Lernen kam schnell zurück. Als Familie haben wir viele gute Erfahrungen gemacht in den folgenden 7 Jahren Privatschule.

Highlights waren für uns immer die Freitags-Projekte. Als Familie durften wir ein Thema innerhalb eines abgesteckten Rahmens wählen und dieses ziemlich frei bearbeiten.

Als wir einmal für so ein Projekt in der Dämmerung am alten Rhein entlang schlichen, in der Hoffnung, einige Tiere zu entdecken, wurde mir so richtig bewusst, dass echtes Lernen nicht an das Schreibpult geknüpft sein muss. Ich liebte es, mit meinen Kindern während dieser Projekte im Fach «Mensch und Umwelt» das Lernen so ganz frei und kreativ zu gestalten.

Wir haben diese Zeiten genossen und voll ausgeschöpft. Aber auch in einer Privatschule herrscht nicht nur «eitel Sonnenschein». Durch Hausaufgaben, die es nicht gab, durch selbstgewählte Prüfungstermine und die hohe Flexibilität, usw. wurden Druck und Stress auf jeden Fall erheblich gesenkt, wofür wir sehr dankbar waren.

Aber nachdem ich mich in meiner Ausbildung am Neufeld Institute auch intensiv mit dem Thema Lernen auseinandergesetzt habe, kam ich immer mehr zum Schluss, dass Homeschooling wohl wunderbar zu unserer Familie gepasst hätte. Ich hätte meinen Kindern gerne selbstbestimmtes Lernen im eigenen Tempo ermöglicht. Mir wurde bewusst, dass Kinder in ihren ersten 4, 5 Lebensjahren unglaublich viel lernen, ganz ohne Druck, Prüfungen und Kontrolle. Und dann kommen sie in Kindergarten und Schule und spätestens im ersten Schuljahr wird lernen in weiten Teilen orchestriert. Kinder müssen lernen, was sie (noch) nicht interessiert und bekommen Antworten auf Fragen, die sie nicht gestellt haben. Um sie trotzdem zu «motivieren», gibt es Bewertungen, Prüfungen, Noten. All das hätte ich meinen Kindern gerne erspart und ich wüsste zu gerne, wo sie heute stünden, hätten wir diesen Weg gewählt.

Und ja, ich denke, es hätte mich sehr herausgefordert und es wäre auch streng gewesen. Doch ich glaube, ohne den ganzen Frust, die Konflikte die Schwierigkeiten die «von aussen» kamen, hätten wir trotz den Herausforderungen die das Homeschooling mit sich bringt, einen tollen Alltag gehabt.

Ob das wirklich so gewesen wäre, kann ich nur vermuten, erfahren werde ich es nie. Zum Glück haben alle 3 Kinder trotz Schule gelernt und ihren Weg gemacht.

 

Ps. Was ich hier beschreibe, gilt für mich und meine Familie. Ich würde mich davor hüten Homeschooling grundsätzlich jeder Familie zu empfehlen. Aber vielleicht würde es jeder Familie guttun, sich ein paar Gedanken über Schule und Lernen zu machen…

Zurück
Zurück

Es war einmal…

Weiter
Weiter

Was tun, wenn die Geburi-Einladung Ängste auslöst?