Erinnerungen - Auf den Spuren der Emergenz

Nach 5 Dingen, die ich heute anders machen würde, mache ich mir nun Gedanken über 5 Dinge, die ich heute wieder so machen würde und an die ich mich gerne erinnere.

Sommer, vor einigen Jahren, mein Mann und ich sitzen vor dem Wohnwagen und trinken unseren gefühlt 5. Kaffee an diesem Nachmittag. Seit Stunden sind unsere 3 Kinder im Wald gleich hinter dem Wohnwagen und spielen zusammen. Was sie genau spielen, entzieht sich unserer Kenntnis, aber es muss etwas mit Hütten und Wegen zu tun haben und auf jeden Fall eine Menge Spass machen.

Wir schauen uns an und sind uns sicher: genau so sollte es sein! Es fühlt sich so richtig an: Kinder (sie waren etwa zwischen 6 und 11 Jahre alt), die versunken sind im Spiel. Wir haben kaum Spielzeug dabei, aber der Wald ist ein unvergleichlicher Spielplatz.

Einmal mehr gratulieren wir uns dafür, dass wir fast alle elektronischen Geräte zuhause gelassen haben. Diese Entscheidung stiess bei den Kindern selbstverständlich nicht auf grosse Begeisterung und doch würden wir das immer wieder machen. Über viele Jahre hinweg staunten wir, wie unsere Kinder in den Ferien im skandinavischen nirgendwo ins Spiel fanden wie sonst kaum je.

Vielleicht lag es an der guten Luft, aber ich glaube, es brauchte folgende Zutaten:

Ein voller Bindungstank: Wenn man 3 Wochen im Wohnwagen lebt, kann man sich kaum über fehlende Nähe beklagen. Camping war für uns immer ein gemeinsames Projekt, alle hatten dabei auch ihre Aufgaben. Wir hatten viel Zeit für gemeinsame Spiele und ja, auch um «unsere kleine Farm» zu schauen. (der PC bildete die grosse Ausnahme, was die elektronischen Geräte anging) Gespräche über Gott und die Welt und auch Konflikte und ihre Lösung kamen ebenfalls nicht zu kurz.

Wenig Ablenkung und Ruhe: Kein Gamen und nur sehr begrenzte Bildschirmzeit schuf viel freie Zeit. Der Vorteil am Norden ist, dass sehr oft einfach nichts los ist. Es ist einfach, sich Campingplätze auszusuchen, die völlig «im Kakao» draussen sind und wo es keine Unterhaltung und eben auch keine Ablenkung gibt. Hier konnten auch wir Eltern wirklich zur Ruhe kommen und abschalten, was ganz sicher auch dem Familienklima sehr zuträglich war.

Dies alles trug bestimmt viel dazu bei, dass in den Kindern eine Energie freigesetzt wurde, die wir «Emergenz» nennen. Emergenz ist eine innere Kreativität und Schaffenskraft, welche sich in unserem Fall im gemeinsamen Waldspiel ihren Ausdruck suchte. Emergentes Spiel ist eine wunderbare Sache! Hier werden problemlösungs-Netzwerke im Gehirn angelegt, hier entwickelt sich Kreativität, das Selbstwertgefühl entwickelt sich, usw. Kurz zusammengefasst: im emergenten Spiel geschieht Reifung!

Diese Art von Spiel können wir nicht planen, anordnen oder gar befehlen. Wir können nur die Voraussetzungen dafür schaffen und den «Zauber geschehen lassen». Natürlich braucht es dafür nicht ausschliesslich skandinavischer Wald. Die obengenannten Voraussetzungen sind nicht an Orte oder Zeiten gebunden, sondern lassen sich überall schaffen. Aber sie sind eher rar und vor allem zerbrechlich! Tragen wir diesen Voraussetzungen Sorge und verteidigen wir sie! Auf dass unsere Kinder echten SpielRaum bekommen.

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«Liebi Uroma, du bisch jetz nüme da…»

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Alles Freunde, oder was?