Erinnerungen - Gespräche und Diskussionen

Wieder aus aktuellem Anlass erinnere ich mich an gute Gespräche und Diskussionen mit unseren Kindern und Jugendlichen zurück…

Gestern Morgen haben die Bundesratswahlen in Bern stattgefunden. Als Studentin stand es unserer Tochter selbstverständlich frei, diese Wahlen live im TV zu verfolgen. Das war nicht immer so: Ich erinnere mich daran, wie sie in der 3. Oder 4. Klasse ihre Lehrerin fragte, ob sie denn an jenem Morgen auch im Dezember eben diese Wahlen als Klasse schauen könnten. Die Lehrerin erlaubte das nicht, mit der Begründung, in der 3. / 4. Klasse sei man noch zu jung dafür und die meisten würden sich nicht für Politik interessieren. Unsere Tochter nahm sich kurzerhand einen Joker-Halbtag und wir sassen zuhause zusammen gespannt vor dem TV.

Allerdings fand ich es schade, dass ein Mittelstufen-Schulkind einen Joker-Halbtag «opfern» muss, um eine der spannendsten Politsendungen in unserem Land verfolgen zu können.

Warum sie und ihre Geschwister sich in diesem Alter bereits für Politik interessierten? Das haben wir als Eltern nicht mal speziell forciert. Wir haben einfach zuhause über solche Themen gesprochen, haben zusammen, oder auch mit Grosseltern und Freunden hier und da mal über aktuelle Themen, Politik, etc. diskutiert. Dabei haben wir die Fragen der Kinder beantwortet und ab und zu Gelegenheiten genutzt und ein bisschen weiter ausgeholt.

Als die Kinder etwas älter wurden, haben wir auch gerne mit ihnen diskutiert. Dabei war es mir sehr wichtig die Meinung der Kinder zuerst hervorzulocken. Gerade in der Zeit der Adoleszenz, wo sich die Persönlichkeit, die eigenen Werte, Ziele, Ideen, etc. formt, ist es wichtig, dass wir als Eltern und Bezugspersonen ein Stück zurücktreten und den Gedanken und Meinungen unserer Jugendlichen eine Bühne bieten. Unsere Werte können wir während der Kindheit vermitteln und weitergeben, dann aber kommt die Zeit, wo sie sich mehr mit ihrem Inneren, der sich entwickelnden individuellen Persönlichkeit beschäftigen wollen und auch sollen, als mit dem, was von aussen vermittelt wird. Meist geschieht das auch automatisch. Unsere Jugendlichen tragen eine Zeit lang «Scheuklappen» um sich abzuschirmen und nach innen zu sehen und dies ist auch gut so.

Wenn wir in den Jahren vorher eine gute Gesprächs- und Diskussionskultur entwickelt haben in unserer Familie, wird auch während der Adoleszenz immer wieder mal die Frage kommen: «Und wie ist denn deine Meinung, Mama oder Papa?» Und dann haben wir die Möglichkeit, unsere Werte, etc. weiterzugeben. Aber auch dann bitte in einem, für Teenager verträglichen Mass. 😉

Ob es nun um Politik oder andere Themen geht: Ich empfehle, schon früh in angemessener Weise am Familientisch (oder sonst wo) über solche Themen zu sprechen und Kinder dem Alter angepasst miteinzubeziehen. Werden aus Kinder Teenager, werden diese Gespräche spannender und wir als Eltern zwischendurch auch herausgefordert, uns ganz anderen Meinungen als der eigenen zu stellen.

Dabei kann es auch ganz spannend sein, dies etwas auf die Spitze zu treiben: Wie wäre es, mal «Arena» zu spielen im Wohnzimmer?

Bei allen Gesprächen und Diskussionen dürfen wir uns bewusst sein, die Persönlichkeit unserer Jugendlichen ist sich noch am Formen und da gehört es dazu, auch mal das «Andere» auszuprobieren und zu verteidigen. Und manchmal, wenn wir sie in Diskussionen mit Aussenstehenden beobachten, werden wir überrascht sein, wie viele von unseren Aussagen wir da bei unseren Jugendlichen wieder finden. 😉

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