«Lasse müsste Haue kriegen!»

In der idyllischen Welt zwischen den Höfen der Kinder aus Bullerbü gab es diesen Lasse. Lasse hatte immer wieder dummes Zeug im Kopf und ärgerte mit Vorliebe die kleinen Mädchen. Die Mutter jener Mädchen reagierte auf die neuen Streiche von Lasse in stoischer Ruhe immer mit dem gleichen Satz «Lasse müsste Haue kriegen». Interessanterweise war für die Kinder damit die Sache erledigt. Durch diesen einfachen Satz der Mutter fühlten sie sich offenbar gehört und ernst genommen, ein Urteil über Lasse wurde gesprochen. Dieses auch auszuführen, das war freilich nicht die Aufgabe der Kinder und auch nicht ihrer Mutter. Das hätten Lasse’s Eltern oder die Dorflehrerin tun müssen.

Ich möchte mich hier jetzt nicht darüber auslassen, ob «Haue» eine pädagogisch sinnvolle Strafe wäre oder nicht. (Wäre es selbstverständlich NICHT) Vielmehr gibt uns Lasse ein wunderbares Beispiel ab für ein Alphakind, (das wohl berühmteste aller Alphakinder war Pipi Langstrumpf, die ebenso wie die Kinder aus Bullerbü der Feder von Astrid Lindgren entspringt) das wohl auch hin und wieder ziemlich gepanzert unterwegs war. Ein Kind, das sein Herz schützen muss und sich deshalb panzert, ist temporär nicht in Kontakt mit seinen verletzlichen Gefühlen. Zu diesen verletzlichen Gefühlen gehören auch Fürsorglichkeit, Empathie, Rücksicht und Verantwortung.

Wird ein Kind wie Lasse klassisch bestraft, bewirkt man damit ganz oft, dass es sich noch tiefer panzert, weil es die Eltern oder die Lehrperson als Gegner sieht.

Der Grund für die Strafe gerät dabei schnell aus dem Fokus. Je mehr oder tiefer ein Kind sich panzert umso anfälliger wird es dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Gerade weil es durch die Verhärtung des Herzens den mit der «Tat» verbundenen Alarm nicht fühlen kann. Das ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was wahrscheinlich die meisten Eltern erreichen wollen.  Deshalb plädiere ich dafür, absolut sparsam und gut überlegt mit Strafen umzugehen.

Viel zielführender in solchen Fällen ist es, Voraussetzungen zu schaffen, dass Kinderherzen wieder weich werden und dass die Kinder Gefühle wie Fürsorglichkeit, usw. wieder fühlen können.

Was es dafür braucht? Eine Atmosphäre der Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit, die nonverbale Botschaft «du bist willkommen in meiner Gegenwart und ich stehe zur dir, komme was wolle.» Eltern, die auf fürsorgliche Art und Weise klare Führung übernehmen und dazu ganz viel Raum für Spiel …

Mindestens Letzteres war ja in Bullerbü mit Sicherheit zur Genüge da. Ich kann das sagen, denn wir waren vor Jahren als Familie in Bullerbyn und haben den Nordhof, den Mittelhof und den Südhof mit eigenen Augen gesehen. Nur die Kinder, die mussten wir uns selbst vorstellen. Und schwupps tat sich ein wunderbarer SpielRaum aus und aus der «Besichtigung» wurde ein wunderbar verSPIELter Familienausflug…

Die 3 Höfe in Bullerbyn, wie sie heute noch besichtigt werden können.

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