Licht am Ende des Tunnels!

“Teenager verstehen” Blogreihe Teil 5

Wir hatten Besuch und ich habe ein aufwändiges Abendessen gekocht. Nach dem Essen sassen wir noch bei einem Gläschen Wein am Tisch, als ich meinen Augen kaum traute: Meine Teenie-Tochter begann ganz selbstverständlich mit dem Abräumen des Tisches und anschliessend dem Aufräumen der Küche. Und das ohne Aufforderung, einfach so von sich aus.

Als ich mich eine Weile später bei ihr bedankte sagte sie: «Ich habe gedacht, du standst schon so lange in der Küche, dann sollst du jetzt etwas sitzen bleiben können und ich kann ja auch was tun».

Ich kam aus dem Staunen kaum heraus, schliesslich hatte ich sie in den letzten paar Jährchen auf jede Kleinigkeit aufmerksam machen müssen. Dieser Abend war auch kein Strohfeuer, sondern blieb mir als Meilenstein in der Entwicklung meiner Tochter in Erinnerung.

Während der Adoleszenz wird der sogenannte präfrontale Cortex im Gehirn noch einmal umgebaut. Dies hat zur Folge, dass unsere Teenager für eine gewisse Zeit «zurückfallen» ins Schwarz-weiss-Denken und dass sie ihre Gefühle nur schwer mischen können. Sie wirken dann, als seien sie in einem Tunnel, sehr auf sich fixiert und kaum in der Lage etwas vom Aussen wahrzunehmen.  

Ich habe manchmal gestaunt, was ein Teenager in dieser Phase alles NICHT wahrnehmen kann. So lag ich einmal mitten am Nachmittag eingewickelt in eine Decke, mit einer Tasse Tee neben mir auf dem Sofa. Mein Teenie kam nachhause und erzählte mir von seinem Tag. Eine Stunde später wusste sie nichts davon, dass ich krank war…

Auch wenn es uns manchmal schwer fällt… In dieser Phase brauchen unsere Teenies viel Verständnis und Geduld. Sie machen das nicht “extra” und besonders wenn sie weiche Herzen haben und in Kontakt mit ihren Gefühlen sind, werden sie sich des Öfteren über sich selbst aufregen.

Doch jeder Tunnel hat ein Ende!

Manchmal kommt dieses Ende vom Tunnel schleichend und unscheinbar. Irgendwann stellt man fest, dass diese Phase vorbei ist und der Teenager fast schon erwachsen erscheint. Bei gewissen Teenies kommt das Ende des Tunnels aber auch plötzlich und man sieht den Meilenstein fast schon plastisch vor sich.

So oder so dürfen wir uns freuen: Wenn unsere Teenies ihre gemischten Gefühle zurückhaben, sind sie in der Lage sich in andere hineinzuversetzen, Kontext zu berücksichtigen, mehrere Positionen einbeziehen zu können, wirkliche Kompromisse einzugehen, usw. Mit der Fähigkeit Gefühle zu mischen, kommt auch die Ausgeglichenheit zurück. Die grossen Stürme sind dann vorbei, die Beziehungen gestalten sich wieder leichter. Kurz gesagt, das Ende der Brücke ist in greifbarer Nähe, noch ein bisschen Reife und dann sind sie erwachsen!

Ich habe mich bei jedem unserer Kinder gefreut, wenn wir diesen Meilenstein erreicht haben!


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