Rebellion - gehört doch zur Pubertät !?
«Sie müssen einfach rebellieren, das gehört dazu und ohne diese Phase werden sie nicht erwachsen!» oder «Sei dankbar, wenn sie mit 14, 15 rebellieren, wenn sie es nämlich dann nicht tun, holen sie es mit 40 nach!»
Zum Thema Teenager-Rebellion geistern so manche “Weisheiten” in unseren Köpfen herum. Doch was hat es wirklich auf sich, mit diesem, mitunter anstrengendem, oder gar abschreckendem Phänomen der Rebellion?
Laut dem Wörterbuch bedeutet Rebellion: «Aufstand, offene Auflehnung, Aufbegehren, sich widersetzen»
Diese Auflehnung kann sich gegen etwas ganz Bestimmtes richten, oder aber eine grundlegende Haltung sein. Und hier liegt der grosse Unterschied: Es gibt Teenager, die sind auf dem besten Wege, eine eigene Persönlichkeit mit eigenem Willen zu entwickeln. Und diese aufkeimende Persönlichkeit gilt es zu schützen, ähnlich wie der Gärtner einen frisch angesäten Rasen schützt. Manchmal kommt dieser Schutz etwas heftig daher, dies auch in Zusammenhang mit dem oft noch stark ausgeprägten «schwarz-weiss-Denken». Ausserdem gehört es gerade zu dieser Phase dazu, dass man sich ausprobiert und herausfindet, was zu einem passt und was doch nicht. Ich denke hier an Teenies, die ihren eigenen Style entwickeln, die ein individuelles Hobby gefunden haben oder sich für Umweltschutz einsetzen, Jungschar, Pfadfinder, etc. leiten, usw. Oder an mich selbst, als ich mich in diesem Alter für einen ganz bestimmten Fussballclub entschieden habe. Aber das ist eine andere Geschichte 😉
Andere Teenager schaffen es aus unterschiedlichen Gründen nicht, sich den verletzlichen Gefühlen zu stellen, die mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit einhergehen. Sie lenken sich ab und es entsteht eine «Hauptsache gegen Alles” Haltung. Sie verteidigen dann sozusagen um des Verteidigens Willen und nicht, weil da gerade etwas am Aufkeimen ist. Und diese Art der Rebellion kann mitunter sehr heftig ausfallen und uns grosse Sorgen bereiten. Doch sie müsste nicht zwingend sein! Wenn Teenager sich gut entwickeln und ihre eigene Persönlichkeit genügend Raum zur Entfaltung hat, ist diese «gegen alles Haltung» schlicht unnötig.
Ein wunderbares Ventil für Rebellion ist das Spiel!
Im Spiel ist es möglich «ganz legal» zu rebellieren und zu testen, wie sich das anfühlt. Im Spiel kann man sich ungefährlich mit dem Antihelden identifizieren, verschiedene Rollen einnehmen und auch Tabus ausprobieren. Lange Zeit habe ich mich gefragt, was meine Kinder an der Serie «Family Guy» finden. Für mich sah es nach einem einigermassen kindischen Zeichentrickfilm aus. Irgendwann liess ich mich darauf ein, eine Folge mitzuschauen und da verstand ich: Hier ging es um nichts anderes als um spielerische Rebellion. Rebellion gegen die Konventionen, und gegen Aussagen wie «man macht das so». Und deshalb sind solche Serien und Filme, natürlich mit einer ordentlichen Portion schwarzem Humor gewürzt, gerade in diesem Alter so beliebt.
Je mehr wir es schaffen, Rebellion und Gegenwille spielerisch auszudrücken, desto weniger wird dieser Ausdruck im echten Leben notwendig sein. Dies ist mit ein Grund, warum ich Familien empfehle, möglichst früh, aber sicher vor der Pubertät eine Spielkultur zu entwickeln.
Mein Fazit zur Rebellion: Wenn sie dem Schutz der aufkeimenden Persönlichkeit dient, ist dies eine konstruktive und meist auch verträgliche Art der Rebellion, die absolut dazugehört. Geht es um Ablenkung und eine «Hauptsache gegen alles Haltung» zeigt uns dies, dass der Teenager in seiner Entwicklung stecken geblieben ist. Was dies genau bedeutet und was wir tun können erfährst du im Kurs “Teenager verstehen”
