«Wissen wir nicht längst, dass…»

Bindungsbasierte Denkanstösse und Argumente für die politische Diskussion der «Kinderbetreuungs-Frage» - diesmal primär aus der Perspektive der Kinder

Für all diejenigen, die sich mit uns freuen würden, wenn unsere bindungsbasierten Denkanstösse Eingang in die politische Diskussion rund um «Kinderbetreuung» fänden und die gerne mehr Denkanstösse und vor allem auch Argumente dafür hätten, dass und warum sich die Diskussion nicht nur um Fragen der Finanzierung und Subventionierung von Betreuungsplätzen und oder um Geschlechterrollen und die Gleichstellung von Frau und Mann drehen dürfen: Hier haben wir ein paar weitere Denkanstösse zusammen getragen – dieses Mal primär aus der Perspektive der Kinder:

Eigentlich wissen wir doch längst, dass …

… das Grundbedürfnis von Babys und (Klein-)Kindern Nähe und Kontakt ist und sie schlicht nicht gemacht sind für zu viele Trennungserfahrungen?

… dass zu viel Trennung in Babys und (Klein-)Kindern einen emotionalen Sturm auslöst aus Alarm, Frustration und dem inneren Trieb, die Trennungslücke zu schliessen?

… diese Trennungs-Emotionen viel zu intensiv sind, als dass Babys und (Klein-)Kinder sie fühlen und integrieren können – und ihnen deshalb nichts anderes übrigbleibt, als diese unerträglichen Empfindungen «weg zu panzern»?

… diese «Panzerungen» dazu führen, dass bereits Babys und (Klein-)Kinder in ihrer natürlichen emotionalen Entwicklung beeinträchtigt werden oder gar stecken bleiben?

… dass deshalb das Narrativ, dass Babys und (Klein-)Kinder Getrennt-Sein und Unabhängigkeit trainieren müssen (im Sinne von: «Das hat noch niemandem geschadet» oder «Das macht ihnen nichts, nach ein paar Mal haben sie sich daran gewöhnt»), schlichtweg falsch ist und nur der Beruhigung von uns Erwachsenen dient?

… die zunehmenden psychischen Erkrankungen unserer Kinder und Jugendlichen primär damit zu tun haben, dass ihre Grundbedürfnisse nicht gestillt sind resp. von klein auf nicht genügend gestillt werden)?

Und eigentlich ist doch längst klar, dass …

… Babys und (Klein-)Kinder von Natur aus noch gar nicht bereit sind für soziale Settings, in denen Rücksichtnahme oder Teilen grossgeschrieben werden.

… Babys oder (Klein-)Kinder in solchen Settings den Bezug zu sich selbst verlieren müssen, weil sie beides gleichzeitig noch nicht können: An sich selbst festhalten und für die Gruppe denken.

… es für die Entwicklung von Babys und (Klein-)Kindern unerlässlich ist, dass sie in einem ersten Schritt das Eigene kennen lernen und entwickeln dürfen, bevor sie das Eigene dann in einem zweiten Schritt in Bezug zum Anderen stellen? (Weil… die umgekehrte Schrittfolge, also der Weg zurück von den Ansprüchen und Bedürfnissen der anderen zu sich selbst, so wahnsinnig schwierig ist…)

Logisch und ehrlich weitergedacht, bedeutet das, dass …

… wir in den vielen oft unterdotierten Betreuungseinrichtungen eine – nein: mehrere! - Generationen von Kindern aufwachsen sehen, die die Fähigkeit zu wahrer Kooperation (also das Wahren des Eigenen und des Anderen gleichzeitig) gar nicht entwickeln dürfen und die nur den Wettbewerb kennen? Pardon, aber ist das die Zusammenlebens- und Wirtschaftsform, die wir im 21. Jahrhundert anstreben?

… so dereinst Erwachsene unsere Gesellschaft prägen, die das Eigene nicht genügend entwickeln konnten – den Bezug zum Selbst, den eigenen Vorlieben oder Träumen – und die sich deshalb zwangsläufig an anderen orientieren. Soll unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert wirklich aus manipulierbaren Mitläufer:innen bestehen?

Ist es nicht Zeit zu berücksichtigen, dass…

… unsere Kinder zur (späteren) Entfaltung aller menschlichen Tugenden einen Bezug zu ihren Emotionen brauchen - und die Chance, diese von Kindsbeinen an entwickeln und verfeinern zu dürfen?

… es für unsere Kinder dereinst Resilienz, Liebe, Kooperation, Fürsorge, Dankbarkeit, Mut, Freundschaft, Toleranz oder Hingabe nicht gäbe ohne die Fähigkeit, mit den eigenen Emotionen in Beziehung zu treten, sie zu fühlen, zu mischen und zu reflektieren?

… das Fühlen von Emotionen für unsere Kinder (und überhaupt für uns Menschen!) eine sehr verletzliche Angelegenheit ist, die ganz dringend einen sicheren Raum braucht?

… dieser sichere Raum nur einer tiefen Bindung zu einer fürsorglichen Erwachsenen resp. einem fürsorglichen Erwachsenen entspringen kann?

… das Fehlen dieses sicheren Raumes unweigerlich dazu führt, dass sich die Emotionen in unseren Kindern stauen, bis ihnen nichts anderes übrigbleibt, als sie zu unterdrücken, klein zu reden, wegzusperren, einzufrieren, zu vergraben oder hinter Mauern einzusperren?

Und, ist nicht längst klar und nur logisch weitergedacht, dass …

… in den sozialen Settings von Kitas oder Tagesschulen dieser sichere Ort schwer zu finden und schwer anzubieten ist und wir hierfür wenn schon die fähigsten aller Fachkräfte – eben unsere Perlen - brauchen?

Wir finden, es ist höchste Zeit, dass…

… diese Fragen Eingang in die politische Diskussion finden und in die Gestaltung der familiären und ausserfamiliären Kinderbetreuung einfliessen müssen!

sich jede:r Einzelne diesen Fragen stellt und sie ehrlich, logisch und ohne politische Scheuklappen zu Ende denkt!

 
 

Foto: Florian Zäh

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